Während Liszt noch die neuere Volksmusik in den ungarischen Städten für original gehalten hatte, entdeckten Béla Bartók
und Zoltán Kodály die vom westlichen Einfluss unberührte Musik der Bauern. Auf Reisen nahmen sie die ungarischen, rumänischen,
slowakischen, bulgarischen, ukrainischen, türkischen Melodien und Rhythmen auf schließlich mehr als 1000 Phonowalzen auf.
Für Bartök wurde diese Beschäftigung mit der Volksmusik zu einer unerschöpflichen künstlerischen Quelle. Sein Bruch mit der
Romantik vollzog sich in ganz anderer Weise als der Strawinskys und ist vor allem in seiner Überwindung der Alleinherrschaft des Dur-Moll-Systems und
der damit in Zusammenhang stehenden Radikalität seines Klangbildes zu sehen.
Eine Zusammenfassung Béla Bartóks musikalischer Welt – der „Mikrokosmos“
So gibt es in seinem sechsbändigen Sammelwerk „Mikrokosmos“ Studien über einzelne Zusammen-
klänge wie das Stück
„Kleine Sekunden, große Septimen“ oder Kompositionen auf bitonaler Grundlage. 1926 schon hatte Bartók die Idee,
ein Lehrwerk
für das Klavierspiel zu schreiben.
Doch erst 1932 bemühte er sich systematisch
um die Umsetzung, als er seinem Sohn Peter Klavierstunden zu geben begann.
Mit seinen 153 nach dem Schwierigkeitsgrad gesteigerten Stücken spiegelt der „Mikrokosmos“
den ganzen tonalen und
rhythmischen Reichtum
des Bartókschen musikalischen Kosmos wider.
„Wenn Komponisten reduziert schreiben, dann schreiben sie das, was ihnen am wichtigsten ist –
wie Bartók in seinem
Mikrokosmos. Mich berührt Bartóks Art, mit der Vergangenheit umzugehen, sie
zu lieben, zu verstehen und zu respektieren, zutiefst. Er ist für mich
einer der größten Komponisten. Er hat eine Fähigkeit, den Kern der menschlichen Sprache und Stimme zu treffen, ihren Atem, ihren Ton,
und eine Natürlichkeit im Umgang mit Metrum und Phrasierung, wie ich sie sonst nur bei Mozart gefunden habe“ bekennt Fabio Romano.